Vom Unfall bis zur Geburtshilfe

 von Rudolf Landauer (Heilbronner Stimme vom 18.03.2011)

 

Neudenau - Es gibt sie erst seit knapp zwei Jahren im Jagsttal, und so mancher kennt die Bezeichnung HVO noch gar nicht so recht. Aber spätestens dann, wenn sich Menschen in einer Notlage befinden und die Beteiligten plötzlich Helfer um sich sehen, auf deren Warnjacken die drei Buchstaben zu lesen sind, lernenen sie die Truppe kennen. HVO − das steht für Helfer-vor-Ort. Dahinter verbergen sich Menschen, die aufgrund ihrer Wohnnähe zum Einsatzpunkt und ihrer Ausbildung in der Lage sind, rasch erste Hilfe vor Ort zu leisten.

 

Elfköpfiges Team

Durchweg aus Idealisten besteht das elfköpfige HVO-Team. HVO-Sprecher Uwe Amann von der Freiwilligen Feuerwehr Neudenau und sein Kollege Marcel Hamberger vom örtlichen Deutschen Roten Kreuz (DRK) sind ausgebildete Rettungsassistenten. Alle anderen haben mindestens eine Sanitätshelferausbildung. Ihr Ziel ist es, Menschen zu helfen, die in eine Notlage geraten sind. Tanja Wagner ist im Gundelsheimer DRK aktiv und schloss sich spontan der Gruppe an: "Ich habe die Notwendigkeit selbst schon erlebt und mache daher gerne mit." Frank Martz ist gleich bei zwei Feuerwehren, beim DRK und jetzt noch beim HVO-Team aktiv. "HVO hat mir von Anfang an gefallen, ich bin sehr gern dabei", sagt André Sandrisser aus Herbolzheim.

 

Die HVO-Truppe versteht sich keinesfalls als Konkurrenz zum hauptamtlichen Rettungsdienst. Vielmehr wirkten sie ergänzend bis der Rettungsdienst eintrifft. Und das funktioniere auch gut. Anderslautende Gerüchte seien schlicht falsch, heben Hamberger und Amann hervor.

 

Die Lage im engen Jagsttal mit lediglich einer Hauptverkehrsader, die mehrfach die Eisenbahn kreuzt, stellt Einsatzkräfte öfters vor Probleme, etwa bei geschlossenen Bahnschranken. Diese besondere Situation bewogen Amann und Hamberger zur Gründung der HVO-Gruppe Neudenau. Das Besondere daran: Die Mitglieder sind von der Freiwilligen Feuerwehr und vom DRK. "Das war 2009 ein Novum im Landkreis Heilbronn, viele belächelten uns", sagt Amann und fügt an: "Inzwischen aber nicht mehr".

 

Die Bilanz der seit der Gründung absolvierten Einsätze der Helfer vor Ort belegt die Wichtigkeit dieser Institution. Bereits im Gründungsjahr 2009 waren die Helfer bei 34 Einsätzen gefordert, im Jahr darauf waren es schon 67 Einsätze. "In diesem Jahr waren wir aktuell schon bei 15 Notfällen im Einsatz", ergänzt Amann.

 

Geburtshilfe

Zur Ausrüstung der Helfer vor Ort zählen unter anderem Defibrillatoren und Pulsoxymeter. Von schweren Verkehrsunfällen mit zahlreichen Verletzten und auch Toten, Personensuchen, erfolgreichen Reanimationen bis zur Hilfe bei einer Geburt reicht die Palette ihrer Einsätze. Insgesamt 105 Mitglieder des Fördervereins HVO unterstützen die Gruppe, die sich weitgehend selbst finanziert. Ihr Vorsitzender Christoph Dorn: "Wir freuen uns über jede Spende."